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Letzte Aktualisierung:
23.06.2014

Physikatsberichte und med. Topographien
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Die Physikatsberichte wurden zwischen 1858 und 1861 von den damaligen Landgerichtsärzten für alle ehemaligen bayerischen Landgerichtsbezirke erstellt. Der liberal eingestellte König Maximilian II. von Bayern wollte genaue Angaben über die Lebensverhältnisse, Beschwerden und Wünsche seiner Bevölkerung haben, um entsprechend reagieren zu können. So entstand Anweisung an die Bezirksärzte, sogenannte Physikatsberichte (Physikat — Gesundheitsamt) zu erstellen. Die Physikatsberichte befinden sich heute in der Bayerische Staatsbibliothek, an die sie 1913 vom Statistischen Landesamt abgegeben wurden.

Sie bieten eine Vielzahl von Informationen. So finden sich neben Informationen zu Gesundheitsthemen im engeren Sinn ethnologische und historische Beschreibungen und Angaben zur Topographie, Beschreibungen der Landschaft, geographische, geologische, landwirtschaftliche oder industrielle Informationen, Wetterbeschreibungen, Flora und Fauna, Klima sind zu finden. Auch statistische und ethnographische Angaben wie die Zahl der Männer, Frauen und Kinder, durchschnittliche Familienstandsangaben, Sterberate, Todesursachen etc. und manchmal auch Angaben zur Zahl der Menschen die auswanderten sind in vielen der Berichte enthalten.

Auch die Lebensumstände: Armut oder Reichtum, Anzahl Einwohner, Familiengrößen, detaillierte Schilderungen der Häuser, wie die Lebens- oder Schlafräume aussahen, die hygienischen Bedingungen, die Kleidung der Menschen, die Mentalität der Bewohner im Landgerichtsbezirk, die Ernährung, die Arbeitsbedingungen, Wohlhaben, Ablauf von Hochzeiten, Durchschnittsalter bei Heiraten, Kindererziehung, religiösen Bräuche und Aberglauben, festliche Veranstaltungen u.a. findet sich in den Physikatsberichten.

 Medizinische Topographien

Die Medizinischen Topographien des 18. und 19. Jahrhunderts sind statistischen Betrachtungen und Veröffentlichungen mit einer Mischung aus beschreibenden Texten und Tabellen. Sie sind frühe Zeugnisse dessen, was wir heute am ehesten mit dem Begriff Gesundheitsberichterstattung benennen würden. Die Themen umfassen viele Aspekte eher im Sinne einer Kulturanthropologie. Diesen Charakter tragen auch die von Amtsärzten der bayerischen Landgerichte 1857/61 erstellten Physikatsberichte.

Viele der medizinischen Topographien entstanden zwischen 1780 und 1850. Sie gehen bis auf Leibniz zurück und gelten bei Historikern seit langem als aussagekräftige Quellen für die Sozialgeschichte des Gesundheitswesens.

Da neben den Erkrankungen auch die Rahmenbedingungen des menschlichen Lebens Gegenstand der medizinischen Topographien sind finden sich Informationen zu Wohn- und Lebensbedingungen, des Klimas aber auch den Umweltbedingungen. Beschreibung der Luftreinhaltung, Fäkalienentsorgung und Wasserqualität stehen neben Angaben zu Erkrankungen und Todesursachen.

Vorläufer sind ab dem Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit zahlreiche "protostatische" Unterlagen im Rahmen des intensiveren Zugriffs der Landesherrschaft auf ihre Untertanen. Unter diese Vorformen fallen die Besitzverzeichnisse (Urbare) ab dem Hochmittelalter sowie seit dem 15. Jahrhundert die immer grösser werdende Zahl an Herdstättenbeschreibungen, Steuerbüchern, Musterungslisten, Hofanlagsbuchhaltung usw. Sie sind Anfänge heutiger Statistik und GbE.

Die Geschichte der amtlichen Statistik in Bayern begann 1770/71 mit einer ersten Volkszählung im Kurfürstentum Bayern, deren Ergebnisse (überliefert im Bayerischen Hauptstaatsarchiv) offensichtlich nicht genügten. So führte Johann Nepomuk Freiherr von Dachsberg (1733-1798) zwischen 1771-1781 eine erheblich umfangreichere Zählung durch, die nach ihm benannte nicht zur Veröffentlichung bestimmte "Dachsbergsche Volksbeschreibung". Überliefert sind die Tabellen ab der Ebene der Landgerichte (Physikatsberichte). Da sich der Erhebungszeitraum der Zählung über 10 Jahre erstreckte, sind die Ergebnisse nicht allzu genau.

 Beispiele für Medizinische Topographien

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